Bordeaux

Als die Römer 56 vor Christus Bordeaux besetzten, wurde hier noch kaum Wein angebaut. Rund hundert Jahre später besuchte Plinius die Stadt und beschrieb sie als «ganz von Reben umgeben». 1154 kam Aquitanien und damit Bordeaux durch Heirat an die britische Krone: Die Bürger der Stadt mit dem natürlichen Atlantikhafen erhielten mehrere Privilegien zugesprochen. Sie zahlten keine Abgaben auf nach Britannien ausgelieferten Wein und konnten ihre Ernte als Erste an den Mann bringen; Weine aus den nicht von Bordelaiser Bürgern unterhaltenen Rebbergen durften erst am 25. Dezember in die Stadt und damit in den Hafen und begannen folglich schon leicht sauer zu werden, bevor sie überhaupt feilgehalten werden konnten, ein grosses Handicap für die Weine des «Hochlandes» und ein unschätzbarer Vorteil für die Stadtweine. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der neu entwickelte, dunkle und kräftige grosse Wein aus Bordeaux zum eigentlichen Renner, zuerst in England und später auch im übrigen Europa. Die 70 grössten Bordelaiser Familien bezogen drei Viertel ihrer beträchtlichen Einkünfte aus dem Handel mit Wein. 1855 kam es zur staatlich abgesegneten Klassierung der damals rund 60 teuersten Rotweine und weissen Süssweine der Region durch die Weinmakler von Bordeaux. Diese historische Klassierung ist bis heute gültig. Bordeaux kann ausschliesslich auf den geeigneten Böden des Departements Gironde im Südwesten Frankreichs erzeugt werden. Das atlantische Klima mit feuchtem, mildem Winter, regnerischem Frühjahr und trockenem, heissem Sommer und Frühherbst bekommt den hier angebauten Sorten besonders. Sie profitieren ferner von ausgezeichneten Böden aus tiefgründigem Kies, vermischt mit wenig Lehm und Sand im Médoc, in Sauternes, den Graves; aus Lehm über Kalk in Saint-Émilion, Listrac, Saint-Estèphe, Barsac; aus Lehm und Kies, vermischt mit Sand, in Pomerol.